München, 20.6.2023.

179 Tage sind in diesem Jahr bereits vergangen. Davon waren in Bayern gleich sieben Tage gesetzliche Feiertage, die auf einen Wochentag fielen. Die Folge? Verkürzte Arbeitswochen, Freude bei den Arbeitnehmer:innen. Ein Vorgeschmack auf das, was seit einiger Zeit in aller Munde ist und heiß diskutiert wird: Die Rede ist von der 4-Tage-Woche.

4-Tage Woche: Ist sie realistisch?

Doch was genau ist die 4-Tage-Woche? Welche Probleme kann sie mit sich bringen? Ist sie wirklich so sinnvoll und effektiv oder profitieren am Ende weder Arbeitnehmer:innen noch Unternehmen wirklich davon? Das und mehr nehmen wir in diesem Artikel genauer unter die Lupe.

Inhalt

Ein kurzer Faktencheck

Die moderne Arbeitswelt befindet sich im ständigen Wandel. Neue Arbeitsmodelle werden zunehmend diskutiert und stellen Arbeitgeber:innen und HR-Expert:innen stets vor neue Herausforderungen. Eines dieser neuen Arbeitsmodelle ist die 4-Tage-Woche. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass Mitarbeiter:innen statt der üblichen fünf Tagen pro Woche nur noch an vier Tagen pro Woche arbeiten – und das bei gleichem Lohn. Klingt erstaunlich gut, oder?

Doch ganz so rosig ist es dann doch nicht. Es bedeutet nämlich nicht, dass Arbeitnehmer:innen ihre 40-Stunden-Woche ganz einfach auf 30 Stunden reduzieren können und trotzdem das gleiche Monatsgehalt beziehen. Es bedeutet vielmehr, dass die 40 Stunden pro Woche auf 4 statt 5 Tage verteilt werden. Dies entspricht einer vertraglichen Arbeitszeit von 10 Stunden pro Tag – selbstverständlich unter Beachtung und Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Darüber hinaus steht es den Unternehmen natürlich weiterhin frei, die Arbeitszeit im Rahmen der 4-Tage-Woche auch ohne Lohnkürzung zu reduzieren.

 

Ursprung der 4 -Tage-Woche

Die Idee einer verkürzten Arbeitszeit ist nicht neu, sondern lässt sich weit in die Geschichte zurückverfolgen: Laut einem Artikel auf Gründer.de wurde 1908 in den USA erstmals in einer Mühle von einer 6-Tage-Woche auf eine 5-Tage-Woche umgestellt. In den 1930er Jahren zogen andere Unternehmen flächendeckend nach. Im Laufe der Jahrzehnte wurden immer wieder Modelle der Arbeitszeitverkürzung erprobt und diskutiert: einige setzten sich durch, andere nicht.

Die Debatte um die 4-Tage-Woche knüpft an diese Entwicklung an. In Island haben zwischen 2015 und 2019 mehrere ausgewählte Unternehmen auf die 4-Tage-Woche umgestellt. Der Auslöser? Stress und Burnout plagten große Teile der Bevölkerung. Das Experiment in Island zeigte Erfolge: die Produktivität und Qualität der Dienstleistungen blieben gleich, während sich die mentale und psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen stark verbesserte. Die Ergebnisse aus Island bestätigen somit das Fundament der 4-Tage-Woche, dass eine bessere Work-Life-Balance Produktivität und Wohlbefinden steigert. Anmerkung: Natürlich ist nicht nur die 4-Tage-Woche dazu in der Lage, die Work-Life-Balance der Arbeitnehmer:innen zu optimieren, und damit Produktivität und Wohlbefinden zu steigern!

Auch ein Pilotprojekt in Großbritannien erwies sich als erfolgreich. 61 Unternehmen verkürzten ihre Arbeitswoche für ein halbes Jahr auf 4 Tage, und laut einem Artikel der Sparkasse entschieden sich 92 % von ihnen danach, mit der gleichen Wochenarbeitszeit weiterzumachen. Der gleiche Trend zeichnet sich in Spanien und Belgien ab, wo viele Unternehmen die 4-Tage-Woche eingeführt haben.

Und auch in Deutschland ist das Interesse groß. Eine im Mai veröffentlichte Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt:

  • Rund 81% der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend kürzerer Wochenarbeitszeit.
  • Knapp 73% befürworten eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichbleibendem Lohn.
  • 8% würden ihre Arbeitszeit auch dann reduzieren, wenn sie dafür weniger Geld bekämen.
  • 17% der Befragten sind gegen die Vier-Tage-Woche.
  • 2% verteilen ihre 40 Wochenstunden bereits auf vier Tage.

Personalverantwortliche stehen vor weit mehr Herausforderungen als einer möglichen 4-Tage-Woche.

Erfahren Sie mehr in diesem Zeitguide für HR und L&D.

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