Stellen Sie sich vor: Ein Arbeitsplatz, an dem die scharfe Logik von Sheldon Cooper auf das kreative Genie von Vincent van Gogh trifft. Ein All-Hands-Meeting, in dem die strukturierte Denkweise von Temple Grandin mit der disruptiven Vision eines Unternehmers wie Ethan Brown, Gründer von Beyond Meat, kollidiert. Sie stellen sich gerade eine Welt voller Neurodiversität am Arbeitsplatz vor. Die Realität sieht leider oft anders aus.

Neurodiversity-in-the-workplace

Im Jahr 2024 ist der Wettbewerb hart, die Arbeitswelt dynamisch und schnelllebig. Unternehmen streben nach Innovation, Perfektion und Konkurrenzfähigkeit. In den glänzenden Korridoren der Unternehmen herrscht Gleichförmigkeit – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter agieren als scheinbar facettenlose Betriebsmittel, die das Unternehmen voranbringen. Doch hinter den auf Hochglanz polierten Fassaden verbirgt sich eine wertvolle Ressource: die menschliche Vielfalt.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick hinter die Kulissen von Neurodiversität am Arbeitsplatz und untersuchen die wichtige Rolle, die neurodiverse Talente in Unternehmen spielen können.

Inhalt

Was ist Neurodiversität?

Laut Oxford Languages bezeichnet Neurodiversität „die Bandbreite individueller Unterschiede in Gehirnfunktion und Verhaltensmerkmalen, die als Teil der normalen Variation in der menschlichen Bevölkerung angesehen werden“. Mit anderen Worten: Neurodiversität erkennt an, dass es nicht nur eine Art und Weise gibt, wie das Gehirn funktioniert, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher neurologischer Typen, Eigenschaften und Fähigkeiten. Laut Sven Bölte, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Karolinska-Institut in Stockholm, kann man davon ausgehen, dass zwischen 10 und 15 % aller Menschen eine Neurodivergenz aufweisen.

Die Vielfalt neurodivergenter Zustände

Die Landschaft der Neurodiversität ist vielfältig. 4 bekannte und weit verbreitete neurodiverse Zustände sind:

  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich durch Schwierigkeiten eines Menschen mit der eigenen Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität äußert. Menschen mit ADHS können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, sich zu organisieren, ihre Handlungen zu kontrollieren und ausgeglichen zu sein. Nach Untersuchungen des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit sind in Deutschland etwa 4% der erwachsenen Bevölkerung von ADHS betroffen.
  • Autismus-Spektrum-Störung (ASD): Autismus ist eine der bekanntesten neurodiversen Entwicklungsstörungen, die sich in verschiedenen Bereichen wie soziale Interaktion, Sprache und nonverbale Kommunikation, Interessen und repetitives Verhalten manifestiert. Laut Autism Speaks umfasst Autismus ein breites Spektrum von Merkmalen und Ausprägungen, die von hochbegabt bis stark beeinträchtigt reichen, und hat individuell unterschiedliche Auswirkungen, z. B. in Bezug auf das Ausmaß, in dem eine Person Unterstützung benötigt.
  • Dyslexie (Legasthenie): Legasthenie ist eine spezifische Lernstörung, die sich hauptsächlich auf die Lese- und Schreibfähigkeit einer Person auswirkt. Menschen mit Legasthenie haben oft Schwierigkeiten, Buchstaben zu erkennen, Wörter zu entschlüsseln, flüssige Sätze zu lesen und/oder ihre Rechtschreibung zu verbessern.
  • Tourette-Syndrom (TS): Laut der Tourette Association of America ist das Tourette-Syndrom eine neurologische Erkrankung, die durch ungewollte motorische Bewegungen und vokale Lautäußerungen, sogenannte Tics, gekennzeichnet ist. Die Symptome können leicht bis schwerwiegend sein und die Lebensqualität eines Menschen stark beeinträchtigen.

Neben den vier genannten Zuständen gibt es zahlreiche weitere neurodiverse Zustände wie Dyskalkulie, nonverbale Lernbehinderungen, Intelligenzminderung, Sprachstörungen und viele mehr. Jeder dieser Zustände hat seine eigenen Herausforderungen – aber auch Potenziale. Denn sie alle können einen wertvollen Beitrag zu einem vielfältigen und inklusiven Arbeitsplatz leisten.

Neurodiversität am Arbeitsplatz sorgt für eine inklusive Unternehmenskultur

Eine inklusive Unternehmenskultur, die die Vielfalt von Denkweisen, Arbeitsstilen und Eigenschaften – kurz: von Menschen – anerkennt und wertschätzt, ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

In einem Umfeld, das Unterschiede respektiert und aktiv fördert, fühlen sich alle Menschen wohler, insbesondere Menschen mit neurodiversen Merkmalen. Eine inklusive Unternehmenskultur stärkt das Vertrauen, die Loyalität und die Zufriedenheit der bestehenden Belegschaft, da alle Mitarbeitenden das Gefühl haben, in einem Umfeld zu arbeiten, das ihre Individualität und Vielfalt wertschätzt. Dies fördert die Mitarbeiterbindung, das Engagement und reduziert die Fluktuation.

Und nicht nur nach „innen“ wirkt sich eine inklusive Unternehmenskultur positiv aus: Nach „außen“ leistet sie einen positiven Beitrag zum Employer Branding bei, indem sie ein positives Image des Unternehmens als diversitätsbewusster Arbeitgeber schafft. Potenzielle Mitarbeitende sowie Kunden und Geschäftspartner:innen nehmen ein Unternehmen, das Vielfalt aktiv unterstützt und fördert, positiver wahr. Dadurch kann das Unternehmen talentierte Fachkräfte gewinnen, was wiederum die Leistungsfähigkeit und den Erfolg des Unternehmens langfristig steigern kann.

Die Anerkennung und Förderung von Neurodiversität am Arbeitsplatz trägt nicht nur zur Schaffung eines vielfältigen und integrativen Arbeitsumfelds bei, sondern bietet auch zahlreiche Vorteile für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

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Die Vorteile von Neurodiversität am Arbeitsplatz

Einige der vielen Vorteile sind:

  1. Einzigartige Perspektiven: Neurodiverse Menschen bieten einzigartige Perspektiven auf Probleme und Herausforderungen, die traditionelle Denkmuster herausfordern und zu innovativen Lösungen anregen. Laut Josh Bersin sind inklusive Unternehmen 1,7 mal innovativer. Das breitere Spektrum an Sichtweisen führt zudem zu fundierteren Entscheidungen.
  2. Kreativer Ansatz: Durch ihre unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen fördern neurodiverse Menschen Kreativität und Spontaneität, was zu neuen Ideen und Ansätzen führen kann. Menschen mit ADHS gelten beispielsweise als besonders kreativ.
  3. Erweiterung des Talentpools: Unternehmen, die neurodiverse Talente einbeziehen, erweitern ihren Talentpool und können von den einzigartigen Fähigkeiten und Talenten dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren.
  4. Einzigartige Fähigkeiten: Menschen mit neurodiversen Merkmalen verfügen häufig über einzigartige Fähigkeiten und Spezialkenntnisse in bestimmten Bereichen, die für das Unternehmen von großem Nutzen sein können. Menschen mit Autismus beispielsweise denken oft außergewöhnlich detailorientiert, verfügen über Expertise in Spezialgebieten und unkonventionelle Lösungsansätze für komplexe Probleme, die zu innovativen Ideen führen.
  5. Stärkung der Teamdynamik: Die Zusammenarbeit in neurodiversen Teams stärkt die Teamdynamik, indem das kollaborative und inklusive Umfeld zu einem positiven Arbeitsklima beiträgt, in dem jeder seine individuellen Stärken einbringen und einen Beitrag zum Ganzen leisten kann.

Hindernisse für neurodiverse Mitarbeitende

Trotz der potenziellen Vorteile stehen neurodiverse Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz oft vor Herausforderungen und Hindernissen. Drei davon:

  1. Stigmatisierung und Vorurteile: Mangelnde Kenntnis über neurologische Unterschiede kann zu Bias und Missverständnissen führen, die die Integration und das Wohlbefinden neurodiverser Mitarbeiter:innen beeinträchtigen. Beispielsweise werden Menschen mit Autismus oft nicht oder falsch verstanden und daher falsch eingeschätzt und als inkompetent angesehen.
  2. Arbeitsumgebung: Nicht alle Arbeitsumgebungen sind an die Bedürfnisse von Menschen mit neurodiversen Merkmalen angepasst, was zu Anpassungs- und Integrationsschwierigkeiten führen kann. Beispielsweise kann eine offene Büroumgebung mit vielen visuellen und akustischen Reizen für Menschen mit ADHS überwältigend sein und ihre Produktivität stark beeinträchtigen.
  3. Kommunikation und soziale Interaktion: Unterschiedliche Kommunikations- und Interaktionsstile können zu Missverständnissen und Konflikten mit Kolleg:innen und Vorgesetzten führen. Beispielsweise kann eine Mitarbeiterin mit Tourette in Meetings aufgrund unkontrollierbarer Tics Kommunikationsschwierigkeiten und Schamgefühle empfinden, die zu Missverständnissen führen können.

Insgesamt wird die starke Notwendigkeit der Sensibilisierung und Unterstützung von neurodiversen Mitarbeiter:innen seitens der Unternehmen deutlich, um ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeiter:innen ihr volles Potenzial entfalten können.

Wie kann Neurodiversität am Arbeitsplatz integriert werden?

Um Barrieren abzubauen und ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, sollte eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden:

  • Sensibilisierung, Aufklärung & Kommunikation: Unternehmen sollten (interne) Workshops anbieten, um alle Mitarbeiter:innen über neurologische Unterschiede aufzuklären und bestehende Bias abzubauen. Darüber hinaus sollte auf eine offene und transparente Kommunikation gesetzt werden, um Verständnis und Akzeptanz weiter zu fördern.
  • Ressourcen & Barrierefreiheit: Unternehmen sollten Ressourcen und Unterstützung für neurodiverse Mitarbeiter:innen bereitstellen, um ihre individuellen Bedürfnisse am Arbeitsplatz zu erfüllen. Dazu gehört auch die Sicherstellung einer barrierefreien Arbeitsumgebung.
  • Anpassung von Arbeitsstrukturen und -prozessen: Unternehmen sollten ihre Arbeitsstrukturen und -prozesse flexibel gestalten und gegebenenfalls anpassen, um die individuellen Stärken und Bedürfnisse neurodiverser Mitarbeiter:innen zu berücksichtigen.
  • Förderung des Selbstmanagements: Unternehmen sollten neurodiversen Mitarbeiter:innen die nötigen Ressourcen wie Coaching zur Verfügung stellen, um sie dabei zu unterstützen, ihre Arbeitsweise effektiv zu organisieren und zu managen.
  • Individuelle Unterstützung: Unternehmen sollten individuelle Unterstützung bereitstellen, um die Integration und Leistungsfähigkeit neurodiverser Mitarbeiter:innen zu fördern. Dazu gehört auch ein „offenes Ohr“ im Unternehmen für alle Mitarbeiter:innen, z.B. in Form von persönlichen Mentor:innen.
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Die Bedeutung von Neurodiversität am Arbeitsplatz

Neurodiversität bereichert nicht nur die Vielfalt am Arbeitsplatz, sondern fördert auch Innovation, Kreativität und Effizienz. Eine inklusive Arbeitskultur, die die Integration neurodiverser Talente unterstützt, stärkt nicht nur das Unternehmen, sondern trägt zu einer vielfältigen und respektvollen Gemeinschaft bei.

Für Unternehmen ist es daher unerlässlich, mögliche Barrieren abzubauen, Vielfalt anzuerkennen, wertzuschätzen und Neurodiversität am Arbeitsplatz aktiv zu fördern, um das Potenzial aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszuschöpfen und den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern.